Panel VI. — „Hradisko bei Mušov“

Archäologische Denkmäler auf dem Gebiet des untergegangenen Dorfes Mušov und des heutigen Pasohlávky repräsentieren ein außerordentliches Stück Kulturerbe, dessen historische Bedeutung über die Grenzen der Tschechischen Republik hinausreicht. Archäologische Ausgrabungen bringen hier schon beinahe hundert Jahre neue und oft einmalige Belege für das Leben und die Bestattungsbräuche verschiedener Kulturen und ethnischer Gruppen vom Ende der letzten Eiszeit bis zum Mittelalter ans Licht. Völlig einzigartig unter diesen Denkmälern sind diejenigen, die hier das römische Heer bei seinem wiederholten Aufenthalt in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung hinterließ.

Die archäologische Fundstelle Hradisko (manchmal mit dem deutschen Namen Burgstall bezeichnet) befindet sich im Kataster des untergegangenen Dorfes Mušov, 80 km nördlich der Donau bei Wien (römische Vindobona). Sie liegt auf dem flachen Gipfel und auf Hängen einer mäßigen Anhöhe, die sich über das Gelände am Zusammenlauf der Flüsse Jihlava, Svratka und Dyje erhebt. Die Anhöhe zeichnet sich durch eine hervorragende strategische Lage an einer Kreuzung wichtiger Wege aus. Von ihrem Gipfel konnte man die Flussauen entlang der Ufer von Dyje und Svratka kontrollieren, die in den ersten vier nachchristlichen Jahrhunderten von der germanischen Bevölkerung dicht besiedelt wurden. Die Fundstelle wird durch das Statut eines Kulturdenkmals geschützt (Reg. Nr. in der Zentralliste der Kulturdenkmäler 15909/7-1582).

Die Ankunft von T. G. Masaryk in den Ausgrabungen auf Hradisko bei Mušov

Trotz bisheriger archäologischer Grabungen, die es nachgewiesen haben, dass die zahlreichsten und am deutlichsten erhaltenen Den kmäler vom römischen Heer stammen, bleibt die Fundstelle bislang zum Großteil in der Erde versteckt. Einzelne Denkmäler sind über eine ausgedehnte Fläche von bis zu 30 ha verstreut und werden vor allem mit Hilfe der zerstörungsfreien Prospektion untersucht (z. B. Luftbildfotografie, geophysikalische Messungen). Größere Ausgrabungen sind an Stellen mit Bautätigkeit durchgeführt worden (z. B. die Straße Brno–Mikulov oder Aqualand), in den anderen Teilen werden heute und in der Zukunft kleinere gezielte Forschungsgrabungen realisiert. Diese können dank ihrer zwar aufwendigen, aber sehr hochentwickelten Methoden detailliertere Fragen bezüglich der genauen Datierung und Funktion einzelner Befunde beantworten.

Replik von einer der Beinschienen gefunden auf Hradisko.

Im Hang unter dem bestehenden Weinberg, wo die geophysikalische Prospektion die Anwesenheit einer ganzen Reihe von römischen Gräben und Bauten aus einzelnen Bauphasen der Festung nachgewiesen hat, wurde mit Hilfe von kleinen Suchschnitten zum Beispiel der Verlauf eines 3,7 m breiten und 2,2 m tiefen Spitzgrabens überprüft. Es ist zwar noch nicht bekannt, welcher Phase des Aufbaus dieser Graben zugeordnet werden kann, aber sein Zusammenhang mit der römischen Militärbesatzung steht außer Zweifel. Unmittelbar über dem Boden des Grabens ist ein im Kontext des ganzen Römischen Reichs einzigartiger Fund zutage gekommen.

Umfang der Fläche mit dem Vorkommen von römischen Gräben und Bauten.

Eine Tomographie-Aufnahme von den Beinschienen, wo die deutlichen hellen Linien den Messingbeschlag des Randes bezeichnen

Einen auf den ersten Blick unidentifizierbaren Klotz von korrodierten Eisengegenständen konnte man erst mit Hilfe der Computertomographie als zwei ineinander gelegte eiserne, entlang der Kanten mit Messingblech beschlagene römische Beinschienen identifizieren. Die nachfolgende anspruchsvolle, zwei Jahre lang dauernde Konservierung im Technischen Museum zu Brno hat nachgewiesen, dass die beiden Beinschienen von ungleicher Größe ursprünglich linke Beine von Fußsoldaten geschützt haben. Es liegt also auf der Hand, dass die Beinschienen nicht einem und demselben Soldaten gehören konnten und dass sie anhand deren Fundlage offensichtlich nicht beim Gebrauch verloren wurden. In den Graben gelangten sie – ob absichtlich oder durch Zufall – höchstwahrscheinlich in einer Hülle aus organischem Material eingepackt.

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